In meinen Ferien in Barcelona wurde ich beraubt. Es passierte in einem Restaurant in der Nähe der Las Ramblas, einer belebten Promenade im Zentrum der spanischen Stadt.
Natürlich! Wo denn auch sonst?
Doch es war nicht so, wie Sie nun vielleicht denken. Sowohl meine Tasche, mein Handy als auch mein Portemonnaie haben es wieder sicher in die Schweiz zurück geschafft. Ob ich den Diebstahl hätte umgehen können? Das ist zu bezweifeln. Denn die hungrigen Diebinnen lungerten nicht in den engen Seitenstrassen herum – sie sassen mit mir am Tisch!
Tathergang: Nach einer grossen Portion Paella bringt der Kellner die Nachtischkarte an den Tisch. Meine Begleiterinnen winken ab. «Ich bringe gar nichts mehr runter», sagt die eine. «Eigentlich habe ich gar nicht so Lust», die andere. Ihr Pech, denke ich mir und bestelle als einzige eine Crema catalana. Schliesslich will ich die lokalen Spezialitäten probieren.
Kurz darauf kommt der Kellner mit DREI Löffeln zurück zum Tisch. Lag es an der Sprachbarriere? Denkt er, der Nachtisch ist zu gross für mich? Meine Begleiterinnen reagieren nicht. Ich ahne Böses, doch ich bleibe stumm. Weder will ich den Kellner in Verlegenheit bringen, noch als Vielfrass, geschweige denn als futterneidig, gelten.
Tatzeit: circa 21.30 Uhr. Meine Befürchtungen bestätigen sich, als der Kellner die Crema catalana in die Mitte des Tisches stellt. «Das sieht aber gut aus», sagen meine diebischen Begleiterinnen und heben gierig ihre Löffel. «Mhhh.» Noch bevor ich MEINEN Nachtisch probieren kann, ist die Caramelschicht der Crema catalana durchbrochen. Frech.
Beim Probieren bleibt es nicht. Löffel für Löffel schwindet mein Nachtisch dahin. Ein «Finger weg!» verkneife ich mir – man will ja nicht so sein. Stattdessen tue ich so, als würde ich es mit Humor nehmen, witzle über den spontan zurückgekehrten Hunger meiner Begleiterinnen. Doch in meinem Innern spüre ich ein bekanntes Brodeln. Wurde Ihnen schon einmal eine Kuchenverzierung weggegessen, die Sie sich zum krönenden Abschluss aufgespart haben? Ja? Dann kennen Sie das Gefühl.