Die Nachwuchs-Rockband «Branefive» hat Anfang Oktober ihre erste EP herausgebracht. Bald messen sich die Seetaler an dem Talentwettbewerb «Sprungfeder» mit anderen Musikgruppen.

«Drei, vier.» Elija Müller schlägt seine Drumsticks aufeinander und gibt damit den Takt an. Die übrigen Bandmitglieder von «Branefive» setzen ein. Julian Müller mit dem Bass, Noah Müller als Rhythmusgitarrist und Backgroundsänger, Suvin Blum als Leadgitarrist und Elias Ruckstuhl mit dem Leadgesang. Die Melodie von «Singin’ in Silence» erklingt. Den Song veröffentlichte die Musikgruppe Anfang Oktober mit ihrer gleichnamigen EP. Sechs Rock-Songs sind darauf zu hören. Alle wurden gemeinsam komponiert. Die Grundideen stammen hauptsächlich vom 19-jährigen Noah Müller, die Texte vom 22-jährigen Elias Ruckstuhl.
Bei ihrer Musik lassen sich die Seetaler von ihren grossen Vorbildern inspirieren. Dazu gehören weltberühmte Bands wie Nirvana oder Guns n‘ Roses aber auch international erfolgreiche Schweizer Bands wie Krokus oder Gotthard. Im Proberaum von «Branefive» hängen die Poster ihrer musikalischen Idole an den Wänden. An der Decke sind alte Schallplatten befestigt, LED-Lichter wechseln im Sekundentakt die Farbe. Den Bandraum haben sich die Jungs vor drei Jahren selbst gebaut. Darin verbringen die fünf Freunde einen grossen Teil ihrer Freizeit. «Die Band hat für uns alle eine hohe Priorität», sagt Ruckstuhl.
In Ermensee begann vor vier Jahren die Bandgeschichte von «Branefive». Die drei Brüder gründeten Ende November 2018 mit dem Gelfinger Elias Ruckstuhl die Musikgruppe. Damals unter dem Namen «Armamsee», der einen historischen Hintergrund habe, erzählt der 22-jährige Elija Müller. Er und Ruckstuhl sind seit der Kindheit befreundet und besuchten zusammen die Kantonsschule Seetal. Immer wieder redeten sie davon, eine Band zu gründen. So stellten sie eines Tages im Büro von Elija Müllers Eltern Boxen auf und begannen zusammen Musik zu spielen. Um vielseitiger zu klingen, baten sie Noah und Julian Müller darum mitzumachen. Bei allen kam Begeisterung auf. Mit der Zeit wurde die Band immer professioneller. Um sich die erste Studioausrüstung zu kaufen, nahmen die Musiker diverse Jobs an und putzten beispielsweise zusammen Fenster. Noah Müller: «So haben wir uns die ersten professionellen Boxen und das Mischpult finanziert.» Bald standen die ersten Auftritte an. «Viele sagten uns, die Musik sei gut, aber am Namen könnten wir noch etwas ändern», sagt der 20-jährige Julian Müller. «Einen Namen zu finden, war gar nicht so einfach», ergänzt sein Bruder Noah. Viele seien schon vergeben gewesen. Während eines Brainstormings kamen sie schliesslich auf «Branefive». Elias Ruckstuhl: «Wir fanden, das klingt gut.» Eine Bedeutung habe der Name nicht.
Im Frühling 2020 stiess der 24-jährige Hohenrainer Suvin Blum zur Musikgruppe dazu. Er besuchte ebenfalls mit den anderen Bandmitgliedern die Kantonsschule Seetal. Damit war die Bandzusammensetzung von «Branefive» komplett. Das Bassspielen brachte sich Julian Müller selber bei. Er hat zuvor jahrelang Cornett gelernt, mit welchem er nun ebenfalls Lieder der Band begleitet. So zum Beispiel eine Cover-Version des Songs «House of the Rising Sun».




Bei ihren Auftritten spielen «Branefive» inzwischen neben Cover-Songs von verschiedenen Rock- und Hard-Rock-Bands auch eigene Lieder. Die Band tritt an privaten Anlässen auf, durfte ihre Musik an Events in der Umgebung zum Besten geben, wie im Mai an dem Ballwiler Dorffest «Baubu fiiret» und hatte bereits Auftritte aus-serhalb des Seetals. «Unsere eigenen Songs kommen beim Publikum besonders gut an», sagt Elias Ruckstuhl. In diesen gehe die Band komplett auf. «Da sind wir voll drin.» Der Start für eigene Kompositionen gab die Maturaarbeit von Noah Müller, für die er die erste Single der Band «Free the Animal in You» schrieb. Diese erschien im September 2020. «Aufgrund des Liedes haben wir uns nun auch an die EP getraut», sagt der 19-jährige Ermenseer. Damit hat die Band inzwischen sieben eigene Songs, die auf verschiedenen Musikplattformen gestreamt werden können. Die Lieder seien abwechslungsreich, sagt Elija Müller. «Wir probieren viel aus und schauen darauf, dass wir mit unterschiedlichen Tempi und Beats arbeiten.» Auch die Texte seien vielseitig. So geht es gemäss Ruckstuhl in den einen um Geschichten aus dem Leben, beispielsweise darum, nicht aufzugeben und alles zu geben. In anderen dagegen um Fantasiethemen.
Die EP «Singin‘ in Silence» nahmen «Branefive» an sechs Tagen in den Soundfarm Studios in Kriens auf, unter anderem mit der Musikerin Anna Murphy, die in der Folk-Metal-Band Eluveitie mitspielte. «Das war eine geile Erfahrung», sagt Elias Ruckstuhl. «Ohnehin haben wir in diesem Jahr so viel dazugelernt.» Die Produktion der EP, die mehrere Tausend Franken kostete, finanzierten die Seetaler Musiker selbst, zu einem grossen Teil mit Gagen von ihren Auftritten. Darauf sind sie stolz. «Geld machen wir mit unserer Musik aber nicht», sagt Julian Müller, «wir haben ein teures Hobby.» Aber das sei auch nicht das Ziel. Die übrigen Bandmitglieder stimmen ihm zu.
Die Seetaler setzen nicht alle Karten auf eine Musikkarriere. Elias Ruckstuhl studiert an der Pädagogischen Hochschule in Luzern, um Primarlehrer zu werden. Elija und Julian Müller streben Abschlüsse in Maschinenbau an der ETH an, Suvin in Elektrotechnik. Noah Müller macht eine Ausbildung zum Hochbauzeichner. Professionell von der Musik zu leben, ist für die Bandmitglieder zurzeit mehr ein Traum, als ein Ziel. «Wir wissen, dass wir nicht alles in der Hand haben», sagt Ruckstuhl. «Als Schweizer Band muss man sich aber immer wieder vor Augen führen, dass man auch gross träumen darf.» So würde der Gelfinger einmal gerne auf einer Festivalbühne stehen, Suvin Blum auf einer Bühne, die gross genug ist, um mit der Gitarre darüber laufen zu können. Vorerst gehe es nun aber darum, sich zu verbessern und bekannter zu werden. «Ein Ziel nach dem anderen», sagt Noah Müller.
Das nächste ist bereits in Sichtweite. «Branefive» nimmt an der Vorrunde des Talentwettbewerbs «Sprungfeder» teil, dem grössten Bandnachwuchswettbewerb der Zentralschweiz. Dabei treten 14 Bands aus verschiedenen Musikrichtungen an zwei Tagen in vier Locations gegeneinander an. Die Seetaler spielen am 4. November im Kulturzentrum Galvanik in Zug. Neben der Jury entscheidet auch das Publikum über das Weiterkommen. Die Finalisten treten am 7. Dezember in der Schüür in Luzern auf. «Als Luzerner wäre das ein Traum», sagt Ruckstuhl. Zudem darf der Gewinner unter professionellem Coaching eine EP aufnehmen. Die Vorfreude auf das Konzert ist bei «Branefive» riesig. Unabhängig vom Ergebnis sei der Wettbewerb eine tolle Gelegenheit, um auf sich aufmerksam zu machen, sagt Noah Müller. Zu viel Druck will sich die Band nicht machen. «Wir gehen einfach hin, haben Spass und zeigen unser Bestes.»
Mehr Informationen zur Band: www.branefive.com