Seit Wochen – nein Monaten habe ich darauf hingefiebert: Auf den Sommer, die Sonne, den Sonnenschein! Lange habe ich mich nach etwas Wärme gesehnt. Nun ist es so weit: Endlich sind die Pullis und dicken Jacken im hintersten Teil des Schrankes verschwunden. Dafür sind die Röcke und Bikinis nach vorne gerückt. Die Badis sind wieder offen und die Sonnenschirme auf den Restaurantterrassen aufgespannt. Die Temperaturen steigen immer weiter nach oben. Und damit meine Dankbarkeit für die Sommermonate? Fehlanzeige! Anstatt die Sonne zu geniessen, ertappe ich mich beim Jammern. Darüber, dass es doch schon wieder viel zu heiss sei. Denn: Die stickige Büroluft treibt mir den Schweiss auf die Stirn, die Beine bleiben am Stuhl kleben. In der Nacht kicke ich genervt meine Decke aus dem Bett, die mich vom Schlafen abhält und in der Mittagssonne rette ich mich von Schattenplatz zu Schattenplatz, um mir keinen Sonnenbrand einzufangen. Die Realität holt mich ein – meine Vorfreude auf das «Sönnele» und die warmen Nächte sind vergessen. Es ist erst Mitte Juni und schon wünsche ich mir ein kaltes Lüftchen herbei. Ja, sogar nach dem flauschigen Pullover im hintersten Teil des Schrankes sehne ich mich für einen kurzen Moment.
Ich muss gestehen: Beim Wetter kann man es mir nicht recht machen. Im Sommer sehne ich mich nach Kälte und im Winter nach Wärme. Woran das liegt? Ich gebe Hans die Schuld, einem Wirt, der vor langer Zeit eine Herberge im elsässischen «Schnokeloch» betrieben haben soll. Auf ihn geht offenbar ein Kinderlied zurück, dessen Text sich bei mir eingebrannt hat:
«De Hans im Schnäggeloch
hät alles, was er will.
Und was er will,
das hät er nid
und was er hät,
das will er nid.
De Hans im Schnäggeloch
hät alles, was er will.»
Der Name «Schnokeloch» soll im Übrigen auf ein mit Stechmücken befallenes Sumpfgebiet in der Nähe von Strasbourg zurückgehen.
Stechmücken? Beim Gedanken läuft es mir kalt den Rücken hinunter. An diese Sommerplage hatte ich noch gar nicht gedacht!