Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken, der Herbst steht vor der Tür. Damit verschwinden die Sommerkleider, kurzen Hosen und Sandalen nach und nach im hintersten Teil des Kleiderschranks: Der richtige Zeitpunkt, um diesen auszumisten.

Immer wieder staune ich, wie viel Mist sich tatsächlich darin befindet. Es sind die Klassiker: Im Laden gefällt einem das Muster. «Mal etwas anderes», denkt man sich. Die Schnäppchen sind zu verlockend, die Schuhe bequem und die Hosen passen. So wandern die Sachen in die Einkaufstasche – zu Hause folgt die Ernüchterung. Die Schuhe drücken, das Muster ist doch zu auffällig und bei der Hose muss man beim Sitzen den Knopf öffnen.

Die Kleider und Accessoires im Schrank auszusortieren und den Ballast abzuwerfen, tut gut. So richtig leer wird der Schrank aber nie. Denn von einigen Sachen schaffe ich es einfach nicht, mich zu trennen – obwohl ich sie noch kein einziges Mal nach dem Kauf getragen habe. Viel zu schmerzhaft wäre es, die Dinge im Kleider- oder Abfallsack zu sehen. Viel zu bewusst würde das verschwendete Geld. Viel zu gross ist die emotionale Bindung. So finden die herzförmige Tasche, die mir im Nachhinein doch zu kitschig war, um sie zu tragen, sowie die dicken Pullover mit den Aufschriften London, Mailand oder Prag auch in diesem Jahr nicht den Weg in den Kleidersack – dafür auf den Dachboden. Wer weiss, vielleicht kann ich das eine oder andere doch noch einmal anziehen. Zum Beispiel an der Fasnacht?

Bei einem Kleidungsstück muss ich keine Sekunde überlegen. Dass es im Schrank bleibt, ist völlig klar: Mein Abschlussballkleid – obwohl es diesen Namen eigentlich nicht verdient hat. Im Laden hatte es gepasst, der Reissverschluss ging zu – wenn auch nur knapp. «Ich will ja sowieso noch ein paar Kilo abnehmen, dann passt es perfekt», dachte ich mir. Eine Illusion, auf die sich ein grosser Teil meiner Fehlkäufe zurückführen lässt. Gepasst hat mir das Kleid danach nie wieder. So musste damals in letzter Minute ein neues Abschlussballkleid her. Dieses hängt nun im Schrank neben dem anderen. Auch dieses Kleid ist mir inzwischen zu eng. Im Schrank bleibt es trotzdem.